Am Freitagmorgen, 15. April, war ich wieder in meiner alten Schule in Rotterdam. Dort konnte ich damals mit 16 Jahren etwas lernen und jetzt mit 66 Jahren auch. In ihrer Vision – Erasmiaans Gymnasium – sagt die Schule, dass sie im Einklang mit Erasmus mehr tun will als nur für ein Diplom auszubilden, sondern ganze Menschen formen will. Wie machen sie das und was kommt dabei heraus? Ich spreche mit Rektor Bouwien Bovenberg und auch mit zwei Klassen in den Mentorenklassen von zwei anderen ehemaligen Erasmianern, Joris Dane (4A) und Christo Hulst (5D).
Die Schüler der ersten Klasse des Gymnasiums Erasmianum gehen alle in ihre alte Grundschule, um etwas über das Gymnasium und seinen Namensgeber zu erzählen. Nicht alles davon scheint nach ein paar Jahren haften geblieben zu sein, aber sie hatten alle etwas zu erzählen und auch ein Interesse daran, mehr über Erasmus zu erfahren. Ich für meinen Teil würde sagen, dass dies zu meiner Schulzeit weniger der Fall war. Einige bemerkenswerte Kommentare:
- Es ist schon komisch, dass Rotterdam ein Gymnasium, eine Universität und eine Brücke nach Erasmus benennt. Was haben Erasmus und Rotterdam gemeinsam?
- Ich wusste nicht, dass so viele Schulen in Europa nach Erasmus benannt sind. Warum sollte man eine Schule nach ihm benennen?
- Er war besser in Latein als ich. Und er hat sich darin zu Tode gearbeitet.
- Er hat sich immer für den Frieden eingesetzt, aber zu seinen Lebzeiten ist etwas passiert, das zu viel Unfrieden geführt hat. „Ach ja, die französische Revolution.
- Wenn Leute mit seinen Ideen Gefahr liefen, verbrannt zu werden, wie ist er dann gestorben?
Vielen Dank, dass ich in dieser für die Schulen so arbeitsreichen Zeit vorbeischauen durfte. Der letzte Schultag der sechsten Klasse wurde mit einem Prüfungsstunt gefeiert, während ich herumlief. Und nach Corona haben die Schulen sowieso genug zu tun. Schön, dass auch noch Zeit war, mich ein bisschen zu unterrichten.
Erasmus‘ Geist konkret
Im Lehrerzimmer habe ich auch gehört, dass die Lehrer an Erasmiaans im Unterricht und in Besprechungen den Geist von Erasmus leben und sich darauf beziehen. Das ist oft nicht leicht zu konkretisieren, zum Beispiel seine Abneigung gegen Heuchelei. Ich hatte das Glück, das Ende einer Unterrichtsstunde über exzessive Polizeigewalt in den USA mitzubekommen. Das führte zu einem Gespräch mit der Klasse:
- Was würde Erasmus von solchen Gewalttaten halten?
- Er würde sie sicherlich missbilligen.
- Aber die Polizei hat doch sicher das Recht, aus einem bestimmten Grund Gewalt anzuwenden!
- Das stimmt, aber sie hat dieses Recht bekommen, um die Menschen zu schützen.
- Erasmus war auch immer der Meinung, dass man Regeln nicht anwenden sollte, weil sie da sind, sondern um ein besseres Ziel zu erreichen.