„Hier stand das Collège de Montaigu, gegründet 1314. Erasmus von Rotterdam lebte hier 1495 – 1496“ (Ici s’élevait le Collège de Montaigu, fondé en 1314. Erasme de Rotterdam y fut pensionnaire en 1495-1496) steht auf dem Gedenkstein gegenüber dem Panthéon in Paris. Es wird nicht gesagt, dass Erasmus und die anderen Bewohner von das Essigkolleg sprachen, wegen des schlechten Essens aus faulen Eiern und dergleichen und wegen der vielen Flöhe. Und Erasmus, als Student, fand die Ausbildung dort einfach nur altmodisch.
In der Nähe befindet sich die Rue Érasme, an der die Seitenwände der École Nationale Superieure stehen. Es gibt keinen Durchgangsverkehr, aber eine Vélib-Station; Vélib ist das Pariser Gemeinschaftsfahrrad, auf das ich mich verlasse, weil mein eigenes treues Ross einen platten Reifen hat; Erasmus würde dann auch ein Pferd mieten. In dieser Straße spreche ich mit einigen Studenten, von denen die meisten wissen, dass Erasmus ein humanistischer Philosoph war, von dem sie eigentlich nichts gelesen haben, aber „vielleicht kann dir jemand anders mehr sagen“; sie gehen mit mir, um mir den Eingang in der Rue d’Ulm zu zeigen. Ein Student hingegen kennt nicht einmal den Namen der Straße.
In Serris, 35 km östlich von Paris, gibt es ein neues Geschäftsviertel Val d’Europe. Dort beherbergt das Bâtiment Érasme der Université Gustave Eiffel das Institut Francilien d’Ingénierie des Services. Ingenieurschulen sind nicht die Erasmianer schlechthin, und so weiß die Gruppe von Studenten, die ich an der Tür anspreche, nicht viel über ihn. Einige finden diese Unwissenheit ohnehin etwas peinlich und drehen sich um, um „heimlich“ ihr Handy zu konsultieren. Sie waren jedoch alle von meiner Fahrradtour beeindruckt und haben mich gerne auf einem Foto mit Fahrrad unter dem Namen Erasme abgebildet.
Val d’Europe ist sehr europäisch: Das Erasmus-Gebäude befindet sich an der Ecke der Rue de l’Ode à la joie („Ode an die Freude-Straße“) und ein wenig weiter, für die Liebhaber einer anderen Kultur, befindet sich EuroDisney.