Über mich

Dass Erasmus‘ Ansichten auch in diesem Jahrhundert noch so aktuell sind, war mir vorher nicht bewusst. Das habe ich jetzt herausgefunden, wo ich mich in seine Ansichten vertiefe. Und ich entdecke auch, dass ich nicht der Einzige bin, der sich Erasmianer nennt, ohne zu verstehen, wie wertvoll sein Vermächtnis für uns sein kann.

Mein Sohn fragte mich einmal beim Frühstück, was ich nach meiner Pensionierung machen würde. Er schlug vor, nach einer berühmten Person Rad zu fahren. Da habe ich – als ehemaliger Student der Erasmianer Gymnasium, ehemaliger Mitarbeiter der Erasmus-Universität und Erasmus-Austauschdozent – sofort an Erasmus gedacht, und so war die Idee von Erasmus XXI geboren.

Erasmus lebte vor fünf Jahrhunderten, aber seine Ideen über ein verantwortungsvolles Leben sind auch heute noch aktuell und inspirieren mich. Ich besuche Schulen in Europa, die eine Verbindung zu Erasmus haben, um diese Inspiration weiterzugeben.

Erasmianisch Gymnasium

Bild der 5 beta von 1972 mit unserer Klassenlehrer und der Erasmus-Statue (Foto: Kannegieter); ich sitze vorne, vierter von links

An den Samstagen hatten wir noch Schule am Erasmianischen Gymnasium. Sechs Jahre lang ging ich also an der Statue des Namensgebers unseres Gymnasiums, Desiderius Erasmus, vorbei, und zwar alle Schulwochen an sechs Tagen in der Woche. Die Statue, ein Polyesterabguss der Skulptur von Hendrik de Keyzer aus dem Jahr 1622, war offenbar für das Klassenfoto von 1972 nach draußen gefahren worden, um als Kulisse zu dienen.

Wir hatten einen Lehrer für klassische Sprachen, Van der Blom, der ein echter Erasmus-Enthusiast war; die letzte Stunde vor den Ferien verbrachte er immer mit etwas ‚Lustigem‘, dann übersetzten wir nicht Homer, sondern lasen etwas von oder über Erasmus. Ich gebe zu, dass ich nicht immer sehr interessiert war, aber ich habe gelernt, dass Erasmus es verdient, nachgefolgt zu werden, vor allem wegen seines schönen Lateins und weil er ein Humanist war, was eine andere Art von Humanismus war als der heutige.

Erasmus-universität

Desiderius Multiplex (eigenes Foto)

Um das Jahr 2000 arbeitete ich mehrere Jahre an der Fakultät für Betriebswirtschaft der Erasmus-Universität. Nach der erfolgreichen Verteidigung ihrer Abschlussarbeit ließen sich die frischgebackenen Absolventen mit Champagner und Blumen in der Nähe einer Erasmus-Statue fotografieren, einer weiteren Kopie von De Keyzers Skulptur. Im Jahr 2009 schuf der Künstler Gerard Frishert die Skulptur Desiderius Multiplex, die den Abguss ersetzt. Der Bücherstapel, auf dem er steht, entlockt so manchem den Kommentar, dass er froh ist, jetzt mit all den dicken Pillen fertig zu sein.

Ich glaube, die meisten Studenten haben in fünf Jahren Studium noch nichts von Erasmus gelesen, bewundern aber vermutlich seine Reiselust und Arbeitsfreude, die ihn so berühmt gemacht hat. Und ich habe den Eindruck, dass auch Dozenten und Professoren vor allem wissen, dass Erasmus international orientiert war, aber was er inhaltlich zu sagen hatte, ist vielen unklar.

Erasmus-Programm

Erasmus-Austausch Katowice Oktober 2017 mit Logo; Foto: André Woudenberg

Von 1978 bis 1979 habe ich im Rahmen eines bilateralen Austauschs ein Jahr lang in Paris Mathematik studiert. Damals gab es noch kein ERASMUS-Programm, so dass die Anrechnung von Studienleistungen nicht möglich war. Seit den 1980er Jahren gibt es das, und bis corona bin ich im Rahmen des ERASMUS-Programms ein- bis zweimal pro Jahr von der Fachhochschule Inholland an eine ausländische Hochschule oder Universität gegangen. Ich habe dann einleitend gesagt, dass ich in Rotterdam geboren bin, genau wie der bekannte Erasmus. Erst dann dämmerte es einigen Studenten, dass sich die gesuchte Abkürzung des EuRopean Community Action Scheme for the Mobility of University Students auf eine Person bezieht, aber die meisten von ihnen ahnten, dass Erasmus ein Europäer avant la lettre war.

Ursprüngliches Logo des Erasmus-Programms (Wielemans, 1991)

Diese Namensgebung ist, wie Wielemans (Erasmus assessing ERASMUS, 1991) feststellt, eher zweideutig zustande gekommen: Bei der Vorstellung des ERASMUS-Programms erwähnt die Europäische Kommission Desiderius Erasmus an keiner Stelle im Text, verwendet aber sein Bildnis als ihr Logo. Alan Smith, damals verantwortlich für das Austauschprogramm, soll den Namen unter der Dusche geprägt haben, inspiriert von Erasmus als grenzüberschreitendem europäischen Universalgelehrten (30 Jahre Erasmus: „Man verliebt sich nicht in einen Binnenmarkt“, DAAD, 18. September 2017).

Abschiedsvorlesung: Erasmus über nachhaltige Wirtschaft

Curriculum vitae

Pieter van der Hoeven

  • 1955: Geboren in Rotterdam
  • 1967-1973: Gymnasium Erasmianum
  • 1973-1983: Studium der Mathematik an der Universität Leiden (und Paris); Promotion 1983
  • 1983-2000: Hoogovens Staal (jetzt Tata Steel Niederlande): Organisationsberater, Logistikleiter
  • 2000-2002: Universitätsdozent an der Fakultät für Betriebswirtschaft der Erasmus-Universität
  • 2002-2005: Dozent für Mathematik in der Sekundarstufe
  • 2005-2022: Fachhochschule Inholland: Dozent und Lehrbeauftragter für Finanzen (Geld verdienen in der nachhaltigen Wirtschaft), ERASMUS-Dozent Berlin, Bonn, Katowice, Lyon, Osnabrück, Troyes.
  • seit 2022: Erasmi Alumnus

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