Das Erasmus-Gymnasium in Denzlingen

„Wir waren auch mal auf dieser Schule“. Die Inhaberin meines Hotels in Denzlingen empfängt mich sehr gastfreundlich und verständnisvoll, als ich mit dem Fahrrad verregnet aus Straßburg ankomme. Als ich ihr erzähle, dass ich die Reise wegen des Erasmus-Gymnasiums gemacht habe, erklärt sie mir, dass dies die Schule von ihr und ihrem Mann war, auch wenn sie damals nicht nach Erasmus benannt war. Den Brauch, Schulen nach berühmten Persönlichkeiten zu benennen, gibt es in Deutschland erst seit relativ kurzer Zeit.

Als ich in der Schule – zum Glück trocken – ankomme und nach der Bedeutung von Erasmus für das Gymnasium frage, führen mich die Lehrerinnen und Lehrer sofort zu einer Tafel mit dem Leitbild der Schule, dem bekannten Erasmus-Zitat, dass Menschen nicht geboren, sondern gebildet werden. Dies wird durch drei Themen – gebildet, weltoffen und mitmenschlich – erläutert, wie es auch auf der Website der Schule deutlich wird. Und das Gymnasium vergibt jedes Jahr einen Erasmus-Preis an junge Menschen, die diese Grundsätze in die Tat umsetzen.

Erasmus ist auf vielen Bildern und in Zitaten in der Schule präsent, aber wenn ich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Schüler und Schülerinnen nach ihm frage, fällt ihnen nicht immer sofort eine Antwort ein. Regelmäßig höre ich doch Theologe, Philosoph und vor allem auch, dass er (seit einiger Zeit) tot ist. Die letzte Lehrerin, mit der ich spreche, hat jedoch die ausführlichste Antwort, auch über Erasmus’ Ansicht, dass Frömmigkeit etwas ist, was Menschen besitzen, die wirklich gut zueinander und zu ihrer Umwelt sind.

Niemand erwähnt, dass Erasmus gegen das Ende seines Lebens einige Jahre in Freiburg im Breisgau lebte, weniger als zehn Kilometer entfernt. Dort bin ich natürlich entlanggeradelt; das ist der bisher weiteste Punkt auf meiner Erasmus-Pilgerreise.

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